Ein Buchklassiker von Heidi Strobl
Vom Anbau bis zur Verwendung in der Küche, NP Buchverlag 2001, 14.000 verkaufte Exemplare, übersetzt ins Ungarische.
Als Kind war „mein“ Kürbis mein allergrößter Schatz. Mein Kürbis, auf dem „Heidi“ drauf stand. Eingeritzt von meiner Großmutter und mitgewachsen. Jeden Herbst wieder eine Überraschung. Ich weiß nicht, vielleicht habe ich so die ersten Buchstaben lesen gelernt.
Zumeist war es ein orangefarbener Kappenkürbis, der irgendwo im Vorgarten oder am Misthaufen gewachsen war, vielleicht auch am „Fleck“ – dem kleinen Gemüseacker für den Eigenbedarf. Sicher nicht im Weingarten, dort hätten diese launischen Kürbispflanzen die Ordnung gestört. Die Kürbisse waren Sache meiner Großmutter. Frauensache eben. Spielereien. Nicht ganz ernst zu nehmen neben den wichtigen Dingen im Weinbauernleben. Weit entfernt war man damals davon, Kürbis selbst zu essen, sogar als Viehfutter hatte er ausgedient. Degradiert zum „Hofnarren“, der geduldet wurde, wenn er von selbst irgendwo aufging.
Jahre später habe ich von meinem Großvater Ackerland geerbt. Ich begann, verschiedene Sorten von Speisekürbissen anzubauen. Ließ mir Samen aus aller Welt schicken. Erinnerte mich auch an die Freude zurück, die mir die Kürbisse meiner Großmutter damals bereiteten. Nach jahrelangen Versuchen mit Ritzgeräten, Ritzzeitpunkten und ähnlichem habe ich dann meine beschrifteten Kürbisse zum Kauf angeboten. Als Dekoration, die man auch essen kann, als kulinarische Visitkarte, als Werbemittel aus der Natur.
Durch meine Tätigkeit bin ich immer weiter in die Welt des Kürbis eingetaucht. Ich habe erkannt, dass ich es nicht einfach mit einem Gemüse zu tun habe, sondern auch mit Traditionen, mit Geschichten, mit Vorurteilen, mit Kontoversen. Mit einem Kultobjekt.
Mythen und Märchen spinnen sich um die „größte Beere der Welt“. Der Kürbis gilt einerseits als Symbol für Fruchtbarkeit und langes Leben, andererseits wird sein Name aber auch als Schimpfwort benutzt. Für die einen gilt Kürbis als wertvolles Nahrungsmittel, für die anderen nicht einmal als Viehfutter.
Bei meiner Recherche bin ich auf eine regelrechte „Kürbismafia“ gestoßen. Auf Pioniere, die sich schon seit Jahrzehnten mit Kürbis beschäftigen, die wissenschaftliche Versuche und Forschung betreiben und die ihr Wissen auch in Seminaren und Publikationen weitergeben.
Bei ihnen bedanke ich mich sehr herzlich für ihre Arbeit und für so manchen guten Tipp. Danken möchte ich aber auch meiner Wetzelsdorfer Großmutter, die leider schon lange verstorben ist, die aber den Grundstein für meine Arbeit gelegt hat.
Wichtig ist es mir, in diesem Buch zu zeigen, wie Pflanzen wachsen, und was man aus ihnen machen kann; Kindern zu zeigen, dass Essen nicht im Supermarkt entsteht. Daß ich dabei beim Kürbis viel weiter ausholen kann, als bei anderen Gemüsen, verdanken wir seinem schnellen Wuchs, seiner unendlichen Vielfalt an Farben und Formen und seiner langen Geschichte als eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt.