Was kocht Lilli diese Woche? Was empfehle ich als Kochinspiration? Das Rezept aus dem Buch muss ausprobiert werden, wen lade ich ein, damit nichts übrigbleibt? Was mag mein Sohn zum Abendessen? Was mag ich eigentlich selbst? Immer hat sich alles vermischt in den 18einhalb Jahren, die ich in der freizeit verantwortlich für „meine“ Kulinarikseiten war.
Jedes Kochen ein Probekochen. Jeder Restaurantbesuch ein Testbesuch. Jeder Blick in die Speiskarte Arbeit. Plus/Minus. Woche für Woche eine kleine positive und negative Geschichte aus der Welt der Kulinarik. Schlaflose Nächte, wenn der Drucktermin bevorsteht, das heikle Minus aber noch nicht gefunden ist. Presseveranstaltungen, die ich nicht besuchen kann, weil ich mit dem Verfassen von Texten beschäftigt bin, daheim, in meinem Homeoffice. Das gesellige Leben, über das ich schreibe, findet draußen statt. Meine Mutter stirbt viel zu jung, das Heft wird trotzdem gefüllt. Urlaube – drei Wochen Stress mit Vorarbeiten für eine Woche weg sein. So vergehen die Jahre. Mein Sohn wird erwachsen, der Hund alt, die Chefredakteure wechseln. Die Inhalte ändern sich wenig.
Und doch ist es nicht ganz einfach, loszulassen. Jeder Promikochgast, mit dem ich am Herd stand, war eine Bereicherung – von Lohner über Resetarits bis Simonischek. Tausende Weine haben wir blind im Team verkostet, die besten 966 davon vorgestellt, jetzt wird der Bote keine Flaschen mehr bringen. Langsam sickert es, dass mit den lästigen auch die angenehmen Seiten weg sein werden.
Langsam lösen sich aber auch die Rahmen der „Kasteln“ auf, in denen ich seit 2005 gedacht hab. Buch, Wein, Dinner for One, Lillirezept, Promi, was wollen die Leser, was will die freizeit?
Was will ich? „Vom Acker bis zum Kochtopf“ war schon immer mein Thema, und das wird es auch bleiben. Auf vielerlei Ebenen.